lebenswertes

Dialog mit einem Königstiger! – Tierheilpraktiker Siegfried Mössner

Wenn ich Sie im Umgang mit Ihren Patienten, aber auch mit deren Besitzern beobachte, dann sticht sofort das liebevolle Miteinander ins Auge, das sie hier kultivieren.
Siegfried Mössner: Das ist mir auch ganz wichtig! Ich möchte ja, daß die Menschen sich in meiner Nähe wohlfühlen. Diesen herzlichen Umgangston spüren natürlich auch die Tiere, denen kann man in diesem Punkt nämlich nichts vormachen! Ein Tier schaut einem einfach immer tief ins Herz, da kann man als Mensch nichts verstecken. Ich persönlich kann meine Arbeit nur in dieser liebevollen Haltung erledigen, denn ich bin der festen Überzeugung, daß diese liebevolle Zuneigung Teil des Heilungsprozesses ist, den das Tier, der Besitzer und natürlich auch der Therapeut in irgendeiner Art erfahren dürfen und spüren können!

Das glaube ich Ihnen sofort! Sie sehen, Ihre „Magie“ wirkt auch schon bei mir! Die Tiere, die in der letzten halben Stunde hier hereinkamen, wollten auf jeden Fall gar nicht mehr aus dem Praxisraum heraus! Ich kenne das eigentlich genau andersherum!
Siegfried Mössner: Ja, das ist wirklich auffällig. Sie sollten mal an einem Praxistag vorbeikommen. Da drängen sich die Tiere geradezu in den Behandlungsraum hinein und man bekommt sie dann auch nicht mehr heraus! Ich muß den Besitzern dann meist ein paar Leckerbissen in die Hand drücken, damit die Tiere kurz abgelenkt sind und für den nächsten Patienten Platz machen.

Ich habe auf Ihrer Webseite gelesen, daß Sie wegen eines Pferdes, das gegen „Heu“ allergisch war, zu Ihrem Beruf gefunden haben. Können Sie uns diese eigenartige Geschichte schildern?
Siegfried Mössner: Die Geschichte ereignete sich vor 25 Jahren und zwar an meinem eigenen Pferd. Ich mußte das Tier eines Tages in die Klinik bringen, da die Atemwege des Pferdes komplett zu, also verschleimt waren. Bei einer Lungenendoskopie stellte man schließlich fest, daß die Atemwegsprobleme von einer Heuallergie herrührten! Korrekt muß man sagen, daß es nicht das Heu selbst war, das die Probleme verursachte, sondern ein Erreger, der auf dem Heu und Stroh zu finden ist. In den folgenden drei Tagen wurden nun die Lungen des Pferdes durchgespült. Das Tier bekommt also in kürzester Zeit eine Unmenge an Infusionen verabreicht, so daß der ganze Schleim aus den Lungen gespült werden kann. Als dann alle Infusionen aufgebraucht waren, übergab mir der damalige Arzt mein Pferd mit der folgenden Bemerkung wieder: „Das hilft jetzt genau ein Jahr! Danach beginnt das Prozedere wieder von vorne!“ Das hat mich damals wirklich entsetzt! Man mußte dem Tier doch dauerhaft helfen können! Für mich war aber ebenso schnell klar, daß ich diesen Umstand nicht akzeptieren wollte und so suchte ich nach Alternativen. Meine Suche brachte mich relativ schnell zur Alternativmedizin und zwar zum „Berufsbild“ des Tierheilpraktikers. Ich wollte den Unmengen an Tieren, die ich im Laufe meines Lebens um mich hatte, eine echte Hilfe sein. Ich muß aber auch dazu sagen, daß Tiere schon immer meine engsten Freunde waren, deswegen war der Drang in der Kindheit schon da, mit Tieren zu arbeiten.

Mit welchen Methoden arbeiten Sie? Gibt es einen bestimmten therapeutischen Ansatz?
Siegfried Mössner: Grundsätzlich ist es so, daß ich als Tierheilpraktiker nur die Schulmedizin ergänzen darf. Das bedeutet, die Schulmedizin behandelt symptomatisch, der Tierheilpraktiker dagegen ganzheitlich und zwar mit homöopathischen Mitteln. Im Laufe der 20 Jahre lernt man natürlich immer mehr dazu, doch in Wirklichkeit kann man auch als Homöopath nie auslernen. Da meine Patienten eine andere Sprache sprechen, war es Teil meines Weges, sensibel für den Ausdruck des Tieres zu werden, seine Nöte zu verstehen, seine Sprache lesen zu können. Das Tier vermittelt mir sozusagen, wo sein Problem liegt. Das ist die größte und schönste Erfahrung, die mir in meinem Beruf zuteil wird! Bei der Wahl der Mittel steht mir die komplette homöopathische Apotheke zur Verfügung, und auch die Behandlungsgrundsätze sind im Grunde ähnlich wie beim Menschen, nur daß wir die Wirkstoffe wie zum Beispiel Schlangen- oder Spinnengift in anderen Potenzen spritzen, und … daß man das Tier eben verstehen muß! Die Wirkweise ist, grob skizziert, folgendermaßen. Wenn wir zum Beispiel das Gift einer Tarantel verwenden, dann weiß ich im Endeffekt, daß Lähmungen zum Charakter dieses Giftes gehören. Im homöopathischen Komplementärprinzip hebe ich somit allerdings die Lähmungen eines Tieres auf! Man behandelt, um es einfacher auszudrücken, Gleiches mit Gleichem, so wie es Hahnemann damals entdeckt hatte.

Bei Ihnen gibt es keine Globuli?
Siegfried Mössner: Nein! Wir haben festgestellt, daß die orale Verabreichung beim Tier nicht so gut greift wie beim Menschen. Wenn wir aber die Wirkstoffe injizieren, so ist der Erfolg schnell ersichtlich.

In der ganzheitlichen Medizin arbeitet man doch eher auf der Bewußtseinsebene. Konflikte werden aufgelöst, körperlich und dann im Leben. Ein Mensch versteht also mehr oder weniger deutlich den Konflikt in seinem Leben und löst ihn auf. Wie ist dieses Prinzip von Sinn und Bewußtwerdung in der „homöopathischen Heilung“ bei Tieren zu verstehen? Ein Tier ist doch schon ehrlich, wie Sie bereits sagten! Oder dreht es sich bei einem kranken Tier doch eher um seinen menschlichen Begleiter, und das Tier übernimmt die Konflikte des Herrchens? In freier Wildbahn, ohne die konkrete Beziehung eines Tieres zum Menschen, gibt es jedenfalls viel weniger Krankheitsfälle.
Siegfried Mössner: Da liegen Sie, meiner Ansicht nach, völlig richtig! Im Schwäbischen gibt es das Sprichwort: Wie der Herr, so’s Gescherr! Dieses Sprichwort trifft am Ende auch bei den Krankheiten eines Tieres zu! Ich habe im Laufe meiner Tätigkeit so unglaublich oft gesehen, wie sehr sich das Menschen- und Tierschicksal in den Krankheiten kreuzen. Zwischen Besitzer und Tier ist der Krankheitsverlauf dermaßen oft gleichartig, parallel, daß es einem den Atem verschlägt. Es leuchtet mir persönlich aber auch vollkommen ein, warum das so ist, denn die Tiere wollen, meiner Ansicht nach, dem Menschen dienen! Das Tier will dem Menschen helfen. Vielleicht genau in jenem Prinzip, wie Sie es gerade beschrieben haben, will in seiner Liebe den Herrn instinktiv zur Erkenntnis bringen. Wer meint, daß Tiere bloß am Fuß des Herrchens sitzen und gestreichelt werden wollen, versteht das Wesen dieser Geschöpfe falsch! Ein Tier will aus uneingeschränkter Liebe zu seinem Besitzer helfen, egal wie! Ein Tier ist einem guten Herrchen gegenüber stets bedingungslos, übernimmt, wenn es sein muß, stellvertretend einen Teil seiner Krankheit und hilft ihm, sie zu „er-tragen“ – so weit geht seine Liebe! Viele Menschen werfen mir oft spaßig zu: „Jetzt haben Sie meinem Tier so sehr geholfen, können Sie nun nicht auch mir helfen?“ Da steckt viel Wahrheit dahinter!

Wenn das Tier ein Stellvertreter und vor allem ein Indikator für die Krankheit des Herrchens ist, dann müßte der Mensch sich eigentlich auch parallel zum Tieren behandeln lassen, oder? Gibt es Menschen, die so etwas beherzigen und sich aus Liebe zu ihrem Tier untersuchen oder behandeln lassen? Heilen die Tiere dann im Umkehrschluß?
Siegfried Mössner: Ja, es gibt solche Menschen, und ja, die Tiere bekommen das auch zu spüren! Ich habe ganz hartnäckige Fälle, da fruchten die üblichen Mittel nicht, und man merkt, daß es irgendwo anders hängt. In solchen Fällen hilft es, sich mit dem Besitzer zu unterhalten, auf ihn einzuwirken. Wenn dieser Knoten dann tatsächlich vom Menschen gelöst ist, wirkt sich das erstaunlich schnell auf das Tier aus!

Somit hat der Mensch durch seine Liebe zum Tier einen Anreiz sich zu verändern!
Siegfried Mössner: Ganz genau! Manche nutzen diese Möglichkeit auch!

Welche Tiere hatten Sie schon zur Behandlung? Gab es auch besonders spektakuläre Patienten?
Siegfried Mössner: Ich habe schon einen Elefanten in einem Zirkus in Heilbronn behandelt und dabei eine wirklich interessante Geschichte erlebt. Die Elefanten sind ja das Kapital eines jeden Zirkus’. Seit Tierimporte aus dem Ausland verboten sind, gibt es im deutschen Zirkus nur noch die Möglichkeit, durch die Nachzucht für Nachwuchs zu sorgen. Somit ist jeder Elefant für den Zirkus unglaublich wertvoll, und aus diesem Grund ist man bei der Wahl des Tierarztes auch sehr genau. Ich wurde von einem Kunden, der damals Fleisch an jenen Zirkus lieferte, weiterempfohlen, und so kam es, daß ich mich eine zeitlang auch um die dortigen Pferde kümmerte. Irgendwann kam dann der Zirkusdirektor auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht noch die Elefanten behandeln könnte, und so kam es, daß ich ebenfalls die Elefanten betreute. Eines Tages kam dann obendrein der Dompteur des Zirkus’ noch auf mich zu und wollte allen Ernstes wissen, ob ich nicht auch einen sibirischen Königstiger behandeln könnte! Meine rasche Antwort: „Für mich ist ein sibirischer Königstiger nichts anderes wie eine große Katze!“ Der Dompteur sah mich eigenartig an und fragte, dann ob ich mein Narkosegewehr dabei hätte. Ich antwortete: „Natürlich habe ich kein Narkosegewehr. Ich benötige keines!“ Der Dompteur ermahnte mich und erklärte mir noch einmal, daß es sich um einen ausgewachsenen sibirischen Königstiger handeln würde, und daß ich sehr wohl ein Narkosegewehr benötigen würde, da das Tier eine Prankenverletzung habe. So gingen wir in die Diskussion versunken bis zum Käfig des Tigers, der bereits von den anderen Tigern isoliert war. Ein Tiger inmitten seiner Gruppe wäre tatsächlich zu unberechenbar gewesen. Ich bin dann einfach zu dem Tiger hin und habe ihm im besten Schwäbisch gesagt: „Du, sei so gut und geb’ mir mol dei Pfode her, Du hasch die do verletzt, mein Beschder!“ Der Dompteur stand erstaunt neben mir und hat nur noch den Satz herausgebracht: „So etwas habe ich noch nicht gesehen!“ Ich konnte den Tiger ohne Probleme behandeln, er war absolut kooperativ! Nur am Ende, als ich nach der Behandlung seine Pfote mit einem Desinfektionsspray einsprühte, brüllte er ein wenig schüchtern in sich hinein – klar, das brennt ja auch! Der Dompteur war nach dieser Behandlung so begeistert, daß er mich fragte, ob ich den Zirkus nicht als Tierarzt begleiten wolle …
Früher habe ich die Tiere im Erlebnispark Tripsdrill behandelt, und heute kümmere ich mich im Tierpark in Schwaigern um die Tiere. Dort habe ich auch eine witzige Erfahrung mit einer Schimpansendame gemacht, die sich in mich verliebt hatte. Das arme Tier war sehr krank und hatte so hohes Fieber, daß ich sie spritzen mußte. Was man nicht vergessen darf: ein Schimpanse hat siebenmal soviel Kraft wie ein Mensch und auch ein imposantes Gebiß! Das Spritzen eines solchen Tieres kann also schon ein wenig gefährlich werden. Ich bin dann einige Tage später zurück in das Gehege, um mich zu vergewissern, ob es ihr wieder besser ging, und tatsächlich sah ich sie vergnügt an der obersten Stelle des Geheges sitzen. Ich rief nur kurz ihren Namen und klatschte in die Hände, da sprang die Dame von oben herunter und warf sich mit voller Wucht auf mich drauf und umarmte mich vor lauter Freude. Das Vertrauen, das mir da entgegenkam, ist mit nichts auf der Welt zu bezahlen. Ich werde diese Zuneigung, den Dank dieses Tieres nie vergessen. Das liebe ich an Tieren: sie sind ehrlich! Wenn Dich ein Tier nicht leiden kann, dann zeigt es Dir das auch!

Gibt es Krankheiten, die Sie besonders häufig behandeln, bei denen Sie besonders erfolgreich sind?
Siegfried Mössner: Im Tumor-, also Krebsbereich behandle ich relativ viele Tiere und zwar oft mit Erfolg. Bei Pferden sind es Lahmheiten und eine besonders tückische Krankheit namens „Headshaker“ (Kopfschüttler), für die es noch kein Gegenmittel gibt. Gerade bei den Tieren mit der Headshaker-Krankheit, die in den meisten Fällen getötet werden, habe ich in über 100 Fällen eine Heilung erreicht. Hier hat sich im Laufe meiner Untersuchungen eine spezielle Kombination aus homöopathischen Arzneimitteln als besonders erfolgreich herauskristallisiert.

Was machen Sie eigentlich, wenn das Pferd ein orthopädisches Problem hat? Mit einrenken ist da wohl eher wenig zu machen, es sei denn, Sie haben so pfannengroße Hände wie der bekannte Pferdetherapeut Tamme Hanken!
Siegfried Mössner: Tamme Hanken macht das schon gut! Ich habe da aber eine Methode entwickelt, die bestimmt genauso effektiv ist, nur benötige ich dafür keine Kraft, sondern lasse diese Arbeit vom Pferd machen! Ich setze eine Akupunkturnadel an einer bestimmten Stelle und versetze der Muskulatur des Pferdes einen Impuls. So werden die Muskeln auf den ursprünglichen Tonus zurückgesetzt, wobei in Folge auch die Knochenstruktur wieder ausgerichtet wird. Ganz einfach …

Auf der Startseite schreiben Sie „Gott sei Dank“ in Großbuchstaben. Welche Rolle spielt Ihr Glaube an Gott?
Siegfried Mössner: Er spielt eine ganz große Rolle! Ich muß dazu sagen, daß mein Glaube die absolute Grundlage für meine Arbeit ist. Gott und die Liebe sind untrennbar! Je liebevoller ein Mensch ist, desto näher ist er an Gott. Ich fühle mich bei meiner Arbeit schlicht und in aller Bescheidenheit als Werkzeug. Wenn ich seinen Segen nicht hätte, dann könnte ich nie meine Leistung erbringen!

Das ist eine wirklich schöne Einstellung! Vielen Dank, Herr Mössner, für das Interview!

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